Sustainability Activities at 11 Universities in California: Stanford University, University of Redlands and 9 Universities of California: Berkeley, Davis, Merced, Los Angeles, Irvine, Riverside, San Diego, Santa Cruz, Santa Barbara

Reisebericht von Peter Schmuck, IZNE Uni Göttingen, 2.-26. März 2012

          

Das erste Windrad mit vertikaler Achse an der US      Uni San Diego: PV Anlage mit 30% Wkgsgrad

Küste, Santa Cruz, von UCSC und Stadt gebaut           und Bioenergie-Brennstoffzelle mit 2.4 MW

 

Veranlassung der Reise: Seit dem Jahr 2000 bin ich im Rahmen des Zentrums für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen (IZNE) in Aktionsforschungsprojekten zum Umbau der Energieversorgung Deutschlands hin zu dezentraler Versorgung mit erneuerbaren Energie aktiv. In den letzten Jahren entstand im Göttinger IZNE Team die Idee, die erfolgreichen Aktivitäten unseres Teams in Dörfern und Landkreisen Deutschlands auch für Lehre und Gestaltung nachhaltiger Lebensmuster innerhalb der Universität zur Verfügung zu stellen. Seit 2011 erfährt diese Idee durch die neue Präsidentin der Universität Göttingen Unterstützung. Sie empfahl, schon bestehende Kontakte zur  UC Santa Barbara, an der auch E.U. von Weizsäcker einige Jahre tätig war, auszubauen.  Von Paul Rowland, Leiter der Association for Advancement of Sustainability in Higher Education (AASHE.org), den ich 2011 in Korea kennenlernte, erfuhr ich, dass in den USA zahlreiche Universitäten Nachhaltigkeitsaspekte in die Lehre sowie Administration aufgenommen haben.  So beschloss ich, aktuelle Erfahrungen in Deutschland mit unseren Nachhaltigkeits-Aktionsforschungsprojekten außerhalb von Universitäten in Kalifornien vorzustellen und dort gesammelte Erfahrungen mit Nachhaltigkeitsaktivitäten innerhalb von Universitäten  aus erster Hand aufzugreifen, um sie ggf. für die weitere Entwicklung in Deutschland nutzbar zu machen.

Organisation der Reise: Im Januar 2012 habe ich den Nachhaltigkeitsverantwortlichen einer Reihe kalifornischer Universitäten angeboten, über die Projekte in Deutschland vorzutragen und über mögliche Kooperationen bei universtäts-internen Nachhaltigkeitsaktivitäten (Lehre und Administration) zu diskutieren. Kalifornien wurde gewählt, weil dort Nachhaltigkeitsaktivitäten, verglichen mit anderen Gebieten der Welt, am fortgeschrittensten scheinen und in höchster territorialer Dichte vorzufinden sind. Alle angeschriebenen Personen luden mich an die jeweilige Universität ein. An fünf Universitäten hielt ich einen Vortrag vor größerem Publikum, an den anderen Universitäten in Round-Table Gesprächen in kleinerem Kreis. Im Präsidium des UC Verbundes in Oakland fand ein Austausch mit den für alle 10 UCs Verantwortlichen für Nachhaltigkeit statt. Vorgestellt wurden die erfolgreichen Aktionsforschungsprojekte unseres Zentrums im Rahmen des „Göttinger Ansatzes der Nachhaltigkeitsforschung“ sowie die dahinterstehende psychologische Theorie, nach der Menschen das Potential zu Engagement für Nachhaltige Entwicklung aufweisen, dessen Nutzung und Entfaltung Gewinne für das Wohlbefinden bewirkt. Die besuchten Universitäts-VertreterInnen stellten mir wegweisende Projekte der einzelnen Unis auf Campus-Rundgängen vor. Die Hauptverantwortlichen für Nachhaltigkeit von jeder der Universitäten habe ich über ihre Sicht zur Geschichte dieser Aktivitäten, zum Nachhaltigkeitsverständnis, zur persönlichen Motivation, zu den Pionierprojekten in Forschung, Lehre, Administration sowie zu studentischen Initiativen befragt.

Ergebnisse der Reise bezüglich meiner Berichte: Die Ergebnisse der Aktionsforschungsprojekte des Göttinger Teams wurden mit Erstaunen und Begeisterung aufgenommen. Allerorten wurde Interesse am Fortgang der Arbeiten auf Landkreisebene sowie an aktuellen Publikationen, z.B. über die psychologischen Erfolgsfaktoren unserer Projekte,  geäußert. An einigen Unis wurde der Wunsch geäußert, dass wir unsere Erfahrungen über internet-gestützte Lehrmethoden im Rahmen von „Webinars“ in laufende Kurse in Kalifornien (z.B. über Skype) einspeisen. Mit der Uni San Diego wurde eine solche Kooperation für das FS 2012 bereits vereinbart. Mein Angebot, bei Gegenbesuchen in Deutschland unsere Projekte vor Ort vorzustellen, wurde gern notiert.

Ergebnisse der Reise bezüglich der US Erfahrungen: Über die Kontakte mit Paul Rowland von AASHE wußte ich bereits, dass die Mehrzahl aller US amerikanischen Universitäten und Colleges Mitglied dieser Vereinigung sind, sich also zumindest formell zu einer Einführung von Nachhaltigkeitsthemen in Lehre und Alltag der Universitäten verpflichtet haben. Nun wollte ich herausfinden, welche Aktivitäten hierzu vor Ort an den besuchten Universitäten tatsächlich stattfinden und welches Nachhaltigkeitsverständnis vorherrscht. Die Aktivitäten lassen sich schwierig aufgliedern, da Universitäten als „living laboratories“ für nachhaltige Lebensstile betrachtet werden, also Lehre, Forschung und das studentische Leben im Campus als eng verwoben gesehen werden. Meinen folgenden Versuch einer Strukturierung bitte unter diesem Vorbehalt sehen.

·        Nachhaltigkeitsverständnis: Der Fokus liegt auf ökonomischen Aspekten (und hier insbesondere auf Effizienz- und Ressourcenreduktionseffekten, die sich leicht mit Wirtschaftlichkeitskriterien der Unis vereinbaren lassen) sowie auf ökologischen Aspekten (save the nature). Nach sozialen Aspekten, betreffend internationale Verteilungsfairness habe ich überall gefragt: Das Problem der ungerechten Verteilung ist allen bewusst, aber entsprechende Lösungsideen werden als blinder Fleck der Nachhaltigkeit gesehen. Immerhin kommen fair-trade gehandelte food-Produkte zunehmend in den Blick,  also  ein guter Anfang. Wenn ich „voluntary simplicity“ als potentiellen Lebensstil explizierte, wie ihn Duane Elgin in seinem Lebenswerk beschreibt und als Lösung des Suffizienz Aspektes der Nachhaltigkeit vorschlägt – (ihn hatte ich auch besucht) - , stiess ich weitgehend auf Skepsis, ob man das dem hochgradig konsum-orientierten Durchschnitts-US-Amerikaner schmackhaft machen könne. Ich verwies dann auf Elgins Schätzung, nach der bereits 20% der jetzigen US Amerikaner diesen Lebensstil anstreben, und letztlich bezeugen ja auch bereits die tausenden radfahrenden Studenten in Davis oder Irvine Ansätze dieses Lebensstils. Am Rande: Über das genaue Ausmaß an CO2 Emissionen pro Kopf und Jahr wusste niemand meiner Gesprächspartner genau Bescheid. Ich habe die Durchschnittswerte für Europa/Deutschland (10 Tonnen) sowie die für Jühnde (4 Tonnen) genannt. Nach den durchschnittlichen Wert der US Amerikaner (m.W. 20 Tonnen) hat niemand gefragt ;).

·        Entstehung der Nachhaltigkeitsaktivitäten: Initiator der Aktivitäten waren Mitte des vergangenen Jahrzehnts Studierendengruppen an mehreren Universitäten. Es gelang ihnen, mehrere Uni-Leitungen und auch das Präsidium der 10 UC Campuses in Oakland von Sinn und Notwendigkeit von Nachhaltigkeitsaktivitäten in Lehre und im Uni-Alltag zu überzeugen. „If you preach that we all are responsible for future generations, then we all have to start to behave accordingly today.“ Einige der Leiter der Studierendeninitiativen sind heute selbst in den neu geschaffenen „full-time-sustainability management positions“ tätig: Matt St. Clair ist Sustainability Manager im Office of the President der Univiersities of California in Oakland oder Fahmida Ahmed ist jetzt Leiterin des Office of Sustainability der Stanford University.

·        Formelle Struktur der Aktivitäten: Seit etwa fünf Jahren gibt es an allen besuchten Universitäten Nachhaltigkeitsabteilungen, welche mit Personalstellen und Räumlichkeiten ausgestattet sind. Am umfangreichsten schien mir die Ausstattung an der University of Santa Cruz zu sein: Hier sind auf einer ganzen Büroetage vier Personen full-time beschäftigt und für acht Praktikantenstellen gibt es das nötige Büroinventar, weitere 32 Praktikanten sind mit Nachhaltigkeitsanliegen auf dem Campus unterwegs. Die Stellen sind meist der Admistration zugeordnet, von wo aus sie dann mit Schwerpunkt Operations (also uni-interne Aspekte bzgl. energy, food, transportation, waste reduction, climate protection, fair trade) teilweise auch Koordinationsaufgaben bezüglich Lehre, Forschung und Studierendenaktivitäten übernehmen. An einigen Unis (z.B. UC Santa Barbara) gibt es zusätzlich Chancellors Advisory Commitees on Sustainable Development, also direkt dem Präsidium unterstellte Beiräte, die sich regelmäßig treffen, um Ziele, Strategien und Evaluationen zu beraten.

Im UC Verbund gibt es einen Nachhaltigkeitsverantwortlichen im Office of the President in Oakland, welcher für die Weiterentwicklung eines Vereinbarungspapiers aller 10 UCs zuständig ist. In diesem Dokument „Sustainable Practices Policy“ sind die Zielvereinbarungen und Kriterienlisten für alle 10 UCs bezüglich “green building design, clean energy, climate protection practices, sustainable transportation, sustainable buildings operations, recycling and waste management, environmentally preferable purchasing practices” sowie “sustainable foodservice practices” festgehalten.

·        Finanzierung der Aktivitäten und Motive der Uni-Leitungen: Die Stellen werden aus Uni-Mitteln (z. B. Chancellors Green Fund Fonds) sowie an einigen Unis aus TGIF Mitteln („the green initiative fund“, von Studierendengremien beschlossene Abgaben der Studierenden für Nachhaltigkeitsanliegen, z.B an der UC San Diego 3 Dollar je Studierenden pro Semester – bei 28 000 Studis summiert sich das auf 84 000 Dollar pro Semester) bezahlt. Die Motivierung der Unileitungen, Geld bereit zu stellen erklärt sich zum einen aus erwarteten Einsparungen (wenn z.B. in Berkeley die Energieeinsparmaßnahmen die erwarteten 10% erreichen, sind das 10 Mio Dollar pro Jahr bei derzeit 100 Mio Ausgaben für Strom und Wärme), zum anderen aus dem in den USA bereits bestehenden Gruppendruck, welcher durch die Teilnahme der Mehrzahl und vor allem der namhaften Unis an entsprechenden Aktivitäten entstanden ist. Auch die Erwartungen und Wünsche der angehenden Studierenden („they are our clients!!!“), für die Nachhaltigkeitsaspekte bei der Entscheidung für eine Universität immer wichtiger werden, wurden als Motiv von Uni-Leitungen genannt. Eine Princeton-Studie vergleicht seit einigen Jahren die stetig zunehmenden Nachhaltigkeits/Umwelt-Motive der Studis und entsprechende Leistungen aller US Unis. Last not least darf man auch von einer intrinsischen Nachhaltigkeits-Motivation in einigen Uni-Leitungen ausgehen, anders läßt sich zumindest der Beginn dieses Prozesses schwerlich erklären. An einigen Unis wurde mir bestätigt, dass die Uni-Leitungen die Aktivitäten nicht nur dulden, sondern aktiv unterstützen (an der UC Merced unterstützt die Präsidentin eine OCCUPY Gruppe, welche seit November freie Bildung und eine extra tax für Reiche fordert).

·        Ziele: Im UC Dokument „Sustainable Practices Policy“, letzte Fassung vom August 2011 sind folgende aktuelle Ziele genannt (Beispiele): green building design: Neue Gebäude sollen dem LEED “silver” Standard genügen (das ist nach Einschätzung von E.U. von Weisäcker nicht sehr ehrgeizig, selbst der „gold“ Standard ist bezüglich Dämmung nur halb so gut wie sein Haus im Schwarzwald), clean energy: bis 2014 10 MW Renewable Energy, climate protection practices: bis 2020 die GHG emissions auf den Stand von 1990 zurückbringen, sustainable transportation: hier werden effizient vehicles und alternative fuels genannt, aber keine konkreten Vorgaben gemacht, sustainable buildings operations: Jeder Campus soll ein pilot building nach LEED-EBOM zertifizieren lassen und campusweit bis Juli 2012 die Zertifizierung mehrerer Gebäude vorbereiten, recycling and waste management: zero-waste goal bis 2020 (municipal solid waste, das scheint mir das anspruchsvollste Ziel zu sein, hier stöhnten mehrere Gesprächspartner auf, als ich sie nach Details fragte), environmentally preferable purchasing practices: Maximierung des Anteils entsprechender Produkte,  sowie sustainable foodservice practices: 20% sustainable food products bis 2020

·        Motivierung durch Preise und Wettbewerbe: An mehreren Unis werden intern Preise für vorbildliches Verhalten ausgelobt. Zwischen den Unis organisierte Wettbewerbe nach unterschiedlichen Kriterien scheinen recht wirksam zu sein, man wirbt z.B. in Stanford damit, als eine von 4 UCs bzw. von 22 US Unis als „Real Food Pioneer“ ausgewählt worden zu sein. In Stanford wurde außerdem als wichtiges Motiv für Nachhaltigkeitsaktivitäten genannt, man sei nach einigen Jahren in Führung von Harvard überholt worden, also müsse man wieder mehr tun.

·        Aktivitäten in der Forschung: Hier wurden mir unterschiedlichste interdisziplinäre Projekte genannt. Auf meine Frage nach Kooperationen mit Praxispartnern ausserhalb der Universität wurden mir Kooperationen mit Industriepartnern genannt, z.B. ein Bio-Treibstoff Forschungsinstitut in Berkeley, das mit 500 Mio Dollar von einem Ölkonzern gesponsort wurde. Aktionsforschung in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Interessengruppen in kommunalen/regionalen Projekten, wie wir sie machen, habe ich in Ansätzen in Santa Cruz, Los Angeles, Redlands und Riverside (Kooperation mit der Stadtverwaltung in EE Projekten) sowie Irvine und Davis (gerade entstehende Kooperationen mit „Transition Town“ Gruppen) wahrgenommen, an den anderen Unis nicht.

·        Aktivitäten in Verwaltung/Administration: Hier gibt es endlos viele einzelne Aktivitäten bezüglich der o.g. einzelnen Ziele, mit unterschiedlichen Schwerpunkten an den einzelnen Unis. So gibt es Unis mit einer ausgeprägten Radfahrkultur, was für US Verhältnisse ziemlich ungewöhnlich ist, in denen es hauptamtliche Fahrrad-Verkehr Manager gibt, welche die Radströme intelligent bewältigen (z.B. mit Service Stationen, welche unentgeltlich Werkzeug bereithalten).  Unis, in denen man auf abfallarme Esskultur mit lokaler Nahrung setzt (auch wegweisend umgesetzt, in Davis zahlt man einmal „Eintritt“ in die Mensa und kann dann aus einer Vielzahl leckerer Speisen selbst die Mengen auswählen, Geschirr wird gespült). Unis, in denen man auf Energiesparen bedacht ist und mit Visualisierungen des Verbrauchs, mit intelligenten Schaltungen den Verbrauch reduziert (etwa in Berkeley, Davis und Stanford). Aus unserer Sicht bei dem riesig hohen Ausgangsniveau des Verbrauchs vielleicht nicht besonders aufregend, aber wenn man die US Maßstäbe anlegt ist das schon revolutionär, dass man überhaupt anfängt, zu fragen, ob denn ständig entweder Kühlung oder Heizung an sein müssen. Erneuerbare Energien sind im Kommen, spielen aber bis auf wegweisende Einzelprojekte in der Breite bislang nur eine marginale Rolle, weil die Investition sich aufgrund der immer noch sehr niedrigen Strompreise (für Unis als Grosskunden oft unter 10 Cent/kwh) erst nach Jahren vielen auszahlt. Immerhin: In Davis baut man einen Campus-Teil für 5000 Studis, der soll emissionsfrei werden, indem man Energie aus Photovoltaik und Biogas nutzt (aus den 20 t bio-waste, die pro Tag auf dem Campus-Gelände anfallen). In Santa Cruz wurde gerade das erste Windrad mit vertikaler Achse an der gesamten US Küste errichtet, und in San Diego wurde mir eine PV Solaranlage gezeigt mit unglaublich hohem Wirkungsgrad von 30% (Nachführung und Brennglastechnik). In LA und San Diego wird Klärgas und Deponiegas in einer Brennstoffzelle (2.4 MW, derzeit die größte der Welt) bzw. einem Blockheizkraftwerk enrgetisch verwertet. Mir fiel die sehr gute Öffentlichkeitsarbeit auf. In allen Unis waren Aktionen zu Nachhaltigkeitsaspekten öffentlich präsent, mit Plakaten auf dem Uni-Gelände, in Werbebroschüren der Uni, in einigen Mensen wurde mit großen Infotafeln auf Herkunft der Nahrung und Nachhaltigkeitsaspekte dabei verwiesen, etwa auf Nebenkosten bei Importen aus fernen Ländern. Einige Unis haben Gärten, in denen ökologische Anbaumethoden praktiziert werden, teilweise mit Permakultur-Elementen, z.B. in Santa Cruz, wo schon seit den 1970ern organic farming auf dem Campus betrieben wird und mit PV experimentiert wird. 

·        Aktivitäten in der Lehre: Es gibt zahlreiche punktuelle Aktivitäten, einzelne Kurse mit Nachhaltigkeitsinhalten und Praktikumsangebote.  In einigen Unis (Santa Barbara, Redlands) gibt es Wahlpflichtangebote (general education courses) für alle Studierenden, welches Nachhaltigkeitsaspekte beinhaltet. Ein Master- oder PhD Curriculum, welches sich explizit Nachhaltigkeitsanliegen in der vollen Breite widmet, gibt es an den besuchten kalifornischen Unis noch nicht, aber schon an einigen anderen US Unis, z. B. an der State University of San Diego oder der  University of Oregon („Leadership in sustainability“ graduate certification programme, olis.uoregog.edu). An der Uni New Mexico (an die ich ebenfalls eine Einladung erhielt, die ich aus Zeitgründen nicht annehmen konnte),  wird ebenfalls gerade an einem entsprechenden Curriculum gearbeitet, das in Kürze starten soll (sust.unm.edu). Alle Befragten waren sich einig, dass ein solches Curriculum erforderlich sei. An der Uni Santa Barbara wird an einem solchen Curriculum gearbeitet, es soll 2013 einsatzbereit sein (Interdisciplinary PhD, initiated by the faculty senate sustainability working group, ca. 20 departments sollen beteiligt sein). In Redland ist ein Minor zu Sustainability in Planung.

An der UC Santa Cruz finden ähnlich wie Girschners LOCO Initiativen in Göttingen interne Sustainability-Sensibilisierungs- bzw. Weiterbildungskurse statt, bei dem letzten 3 tägigen off-campus Treffen waren 100 Studierende und 20 Persoinen vom Staff beteiligt.

·        Studentische Aktivitäten: In allen Unis sind dutzende Gruppen von Studierenden aktiv, welche sich Umwelt- und Nachhaltigkeitsaktivitäten widmen. In Berkeley ist z.B. kürzlich ein von Studenten betriebener Laden mit fair gehandeltem Öko-Food eröffnet worden. Diese Gruppen arbeiten meist wenig koordiniert nebeneinanderher, nur an wenigen Unis werden diese Gruppen von den Nachhaltigkeitsverantwortlichen koordiniert.

·        Uni-übergreifende Veranstaltungen/Aktivitäten: 2012 findet bereits der 9. US-weite „Sustainability Summit“ statt, mit 2000 Teilnehmern bereits ein „Riesen“- Kongress. Es gibt einen Newsletter von AASHE.org, der mehrfach im Monat differenziert und gut sortiert über die Aktivitäten in den USA berichtet. In Kalifornien selbst gibt es einschlägige Kongresse, z.B. 2012 einen Higher Education Sustainability Congress mit 1000 erwarteten Teilnehmern, was auf die Bedeutung des Themas allein in diesem US-Staat verweist. 

Fazit: Beim Blick Richtung USA fallen vielen Europäern zuerst die eminenten Treibhausgasemissionen und die dahinterliegende vermutete allgemeine Sorglosigkeit vieler US Bürger gegenüber Klima- und Nachhaltigkeitsfragen in Auge. Nun scheint es an der Zeit zu sein, diesen ersten Eindruck, zumindest für den Bereich der Universitäten, zu differenzieren. Was ich in den besuchten Universitäten an nachhaltigkeitrelevanten Aktivitäten beobachtet habe, stellt die Entwicklungen an den deutschen Universitäten (mit Ausnahme von Lüneburg und Oldenburg) weit in den Schatten. Auch wenn nach einem strengen Nachhaltigkeitsmaßstab noch nicht alle Aspekte ausgeleuchtet werden (unterbelichtet scheinen mir Suffizienz- und soziale Fairness-Aspekte), darf nach meiner Ansicht die aufwendige und öffentlichkeitswirksame Sensibilisierung der Studierenden für die vielen nachhaltigkeitsbedeutsamen scheinbar kleinen Aspekte des alltäglichen Lebens, vom Transport über regionale Nahrung, Wasser- und Energiesparen bis hin zu fair gehandelten Produkten, darf die Einbindung von Studis in entsprechende Aktionen sowie deren Verknüpfung mit Lehraktivitäten (Universität als Laboratorium für zukunftsfähige Lebensmuster) für deutsche Unis derzeit als vorbildlich gelten. Solcherart Entwicklungen, bei denen Universitäten auch miteinander bezüglich ihrer Bestrebungen zu Nachhaltiger Entwicklung in Wettstreit treten, sind in Deutschland bislang trotz der Kopernikus Charta in den 1990er Jahren sowie des HRK Beschlusses für Nachhaltige Entwicklung 2008 noch nicht in Gang gekommen. Während an den besuchten Unis in Kalifornien die dortigen Absolventen, Entscheidungsträger von morgen, mit Inhalten der Nachhaltigkeitsdiskussion zumindest grob vertraut sind, kann man in Deutschland derzeit noch an vielen Unis studieren, ohne mit Nachhaltigkeitsfragen in Berührung zu kommen.

Man darf m.E. erwarten, dass die Entwicklung in Deutschland und Europa dem US amerikanischen Muster folgen wird und dass Universitäten, welche sich als erste Nachhaltigkeitsaspekten auf den unterschiedlichen Ebenen in Lehre, Forschung und Administration ernsthaft öffnen, mehr Studierende anziehen werden und somit auch unmittelbare Wettbewerbsvorteile erwarten dürfen.

Ausblick: Für die Entwicklung des Master-Studienganges „Nachhaltigkeitsmanagement“ an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, an der ich beteiligt bin, können die Erfahrungen dieser Reise als Signal verstanden werden, dass wir in Eberswalde auch international ein sehr attraktives Angebot schaffen, das möglicherweise auch weltweit Studierende anzuziehen in der Lage sein wird, da es Angebote in der von uns geplanten Breite bislang auch in den USA kaum gibt. An der Uni Göttingen gibt es mit dem IZNE und einigen weiteren Pionieren bedeutsame Kristallisationspunkte, den Bachelorstudiengang Ökosystemmanagement, das geplante Studium Ökologicum, das geplante Mastercurriculum „Nachhaltigkeitswissenschaft“, die Permakulturgärten-Aktivitäten, die Verbindungen zur Transition Town Göttingen Initiative sowie dem Dialogdorf Diemarden oder den fünf Bioenergiedörfern im Landkreis. Wenn die Koordination und der weitere Ausbau dieser Aktivitäten seitens der Universitätsleitung in einer Weise Unterstützung fänden, wie dies an einer wachsenden Zahl US amerikanischer Unis bereits der Fall ist, dürfte das zu einer Sicherung der guten Position der Göttinger Uni in der deutschen Universitätslandschaft beitragen und deren Attraktivität für die wachsende Zahl nachhaltigkeitssensibilisierter Studierender und Lehrender aus Deutschland aber auch aus dem Ausland deutlich steigern.

             

Mit den NH Verantwortlichen für die 10                    Mit den NH Verantwortlichen des

UC Campuses im Presidents Office in Oakland                     Sustainability Office an der UC San Diego