Das Jahr 2016

In vielen Ländern der Welt Kriege - Flüchtlingsströme sind die Folge - und kaum jemand spricht über die Ursachen, Machtgelüste von Industriekartellen und gekauften Politikern sowie Diktatoren, welche sich über den Globus auszubreiten scheinen – Polen, Türkei, Korea, USA, wo es gleich eine Personalunion aus den genannten Interessensgruppen geben wird. Und die Medienmaschinerie hinter solchen unseligen Entwicklungen wird auch kaum öffentlich reflektiert.

Zum Glück gibt es Menschen, die sich nicht beirren lassen in dem Glauben an eine andere bessere Welt, und viele von denen konnte ich in diesem Jahr treffen und gemeinsam war Gelegenheit, über neue Möglichkeiten des Zusammenlebens auf dieser Welt zu sinnieren und bereits Bestehendes zu stützen und zu verbreiten. Sei es der Gunter Pauli, der in Udo Blums Innovationsclub in Frau Rasfelds neuer Schule seine neue Ökonomie vorstellte und dessen Credo mir noch in den Ohren klingt: „Ich kümmere mich nicht darum, was allerorten aus welchen Gründen schief läuft mit der Ökonomie. Ich verwende alle meine Energie darauf, neue Wege gangbar zu machen“. Er macht derzeit die Insel Gomera energetisch autark, inklusive Mobilität, und viele viele andere Projekte.  Oder sei es Wojtek aus Stettin, der die Anregung mit kommunalen neuen Energien aus meinen Projekten aufnahm und jetzt wild entschlossen ist, solche Kommunen in Polen zu initiieren. Und so viele andere Menschen mit wunderbaren Aktivitäten und Plänen, wie der Bürgermeister Zirngiebel, der Politik mit Herz macht, einen Gemeindebackofen und ein Wasserrad baut und von einer kommunalen Währung träumt.

Aber der Reihe nach: Januar und Februar brachte ich die Gastprofessur an der Uni Kassel zum Abschluss, wo ich mit interessierten Studis im letzten Semester ein autonomes Seminar zur Psychologie der Potentialentfaltung für neue Lebensmuster machte, was ich mit großer Freude neben dem bezahlten Lehrprogramm inoffiziell organisiert hatte. März bis Mai war ich auf einer Vortragsreise in Polen und Österreich (Wien, Posen, Breslau, Stettin, Hirschberg), auf der ich Nachhaltigkeitsengagierte an einigen Unis dieser Länder kennenlernen durfte und den Geist der Veränderbarkeit überkommener Lebensmuster anhand meiner inzwischen 20 jährigen Praxis in die Runden sprühen konnte. Weitere eingeladene Vorträge führten mich zu Transition Town Initiativen in Erlangen sowie in Bühl am Schwarzwald, nach Hamburg zu einem Nachhaltigkeitskongress von Herrn Leal organisiert und nach Semlow, wo mein Student Cornell, der Nachhaltigkeitsmanagement in meinem Kurs in Eberswalde studiert, ein deutsch-polnisches Jugend-Sommerlager zu Nachhaltigkeitsthemen organisiert hatte. In der Kirche von Pödelwitz hielten André Wüste und ich im Juli einen Vortrag darüber, wie man ein Dorf komplett auf neue Energie umstellen kann. Der Ort steht auf einem Braunkohleflöz und ist von Abriss durch die mitteldeutsche Braunkohle AG bedroht. Wir wollen die Familien, die den Ort nicht aufzugeben bereit sind, unterstützen bei der Schaffung einer Erneuerbare Energie-Mustersiedlung vor Ort, welche den Abriss verhindern soll und die Aufmerksamkeit der Menschen unseres Landes auf den unsäglichen Krieg im eigenen Land richten. Über 300 Dörfer unseres Landes sind in Friedenszeiten wegen Kohle gesprengt und vernichtet worden, und trotz der neuen Möglichkeiten, Energie aus Sonne zu gewinnen, soll diese menschenfeindliche Destruktion fortgesetzt werden. Zeit für eine Robin Hood Aktion. Ich habe im Herbst eine Planungswerkstatt in Pödelwitz organisiert sowie eine Best Practice Reise für die Pödelwitzer. 

Mit meinen Studierenden in Eberswalde haben Jana Werg und ich die psychologischen Grundlagen der Nachhaltigkeitstransformation durchdekliniert und wir haben Bollewick in Mecklenburg besucht, wo diese Transformation dank des Bürgermeisters Bertold Meyer gut im Gange ist.

Im Juni begann das Projekt „Innovative Kommunen Treuenbrietzen und Münsingen“. Gemeinsam mit Jana und Timo sowie Lokalpolitikern und Menschen aus den beiden Städten haben wir begonnen, die Lage in den Städten zu sondieren, um gute Nachhaltigkeitsprojekte anzustossen und zu begleiten. Vielleicht wird die Innovation in der Schaffung einer AGORA in beiden Städten bestehen, also eines Ortes, an dem sich Menschen der Stadt treffen um zu reden und zu tauschen, zur Belebung der Demokratie und lokaler Ideen- und Wirtschaftskreisläufe, die wir nach meinem Dafürhalten dringend brauchen, wenn wir Diktaturen und dem Niedergang von Demokratie, Kultur und Ökologie etwas entgegensetzen wollen. Die Idee mit der Agora kam mir im November in einer hochkreativen Phase, angeregt u.a. durch Vanina Serra, eine argentinische Studierende aus Eberswalde sowie durch meine Kontakte zu Frau Boomgarden, Herrn Krellmann und Frau Goldbach.

Im Herbst habe ich 25 InitiatorInnen von kommunalen Nachhaltigkeitsprojekten besucht und interviewt, meist Bürgermeister. Ein Feuerwerk der Kreativität und Schaffenslust durfte ich miterleben und ich habe die besten Ansätze direkt weitergetragen, zum Beispiel wie Dronninglund in Dänemark mit seinen 2000 Einwohnern seit kurzem direkt mit Sonnenwärme zu 50% geheizt wird, ganz ohne fossile Rohstoffe!   

Vom 22.11. bis 16.12. war ich auf Einladung durch Daejayon, eine koreanische Nachhaltigkeits NGO in Süd-Korea und auch in Brisbane in Australien, wo ich an mehreren Universitäten Vorträge über meine Nachhaltigkeitsprojekte, Ideen und Pläne gehalten habe. Die Reaktionen der Studierenden und Doktoranden sowie Dozenten haben mir gezeigt, dass der Funke „Und es geht doch, wenn man nur richtig will“ bei vielen der Menschen ankam.

Das letzte Viertel des Jahres war geprägt durch die Idee, behinderte Menschen in die Nachhaltigkeitstransformation zu integrieren. Das begann mit einem „Zufall“: am 12.10. traf ich beim Frühstück in Rüdesheim kurz mit Frau Goldbach zusammen, welche beruflich mit Behinderteneinrichtungen in ganz Deutschland intensiv zu tun hat. Mittag sprach ich mit Dieter Krellmann, der die geplante Transformation in Darmstadt mit Unterstützung von behinderten Menschen machen möchte und der mich um Rat fragte, wie man das organisieren kann. Kurz zuvor war ich im Permakulturgarten von Andernach, wo ich vor Ort gesehen habe, wie behinderte Menschen dort Obst und Gemüse anbauen und in Andernach verkaufen, die Begeisterung der Menschen für diese sehr geerdete und wichtige Arbeit hat mein Herz ergriffen und ich habe auch meinen Kofferraum mit Früchten gefüllt, von denen meine Familie bis heute zehrt. Mangold und Steckrüben habe ich bei Kathrin, meiner Schwester, gleich am Abend des denkwürdigen Tages genossen. Daraus ist gemeinsam mit Frau Goldbach die Absicht entstanden, 2017 Interviews mit Pionieren der Integration behinderter Menschen in Nachhaltigkeitsprojekte zu machen, um die besten Erfahrungen hierbei zu verbreiten. Der Gedanke dahinter ist, dass die Transformation nicht nach dem alten Denkmodell funktionieren wird: „Die Leistungträger richten das und ziehen Kinder, Rentner, Erwerbslose und Behinderte irgendwie mit.“ Die Transformation wird dann gelingen, wenn alle mitmachen, wenn das ein Gemeinschaftswerk der sehr unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen wird. Dabei spielen Behinderte eine ganz besondere Rolle, weil sie den Rest der Bevölkerung in besonderer Weise an die ursprüngliche Beziehung von Mensch zu Mensch und zur uns umgebenden Natur erinnern können, einfach weil viele von ihnen nicht derart verkopft und von den Wurzeln unserer Existenz abgerissen sind wie sehr viele „Normalos“.

Urlaubsreisen führten nach Italien, Böhmen/Sedmihorky und an die Ostsee nach Schweden und in den slowinzischen Nationalpark bei Leba. Den 60. Geburtstag feierten Regina und ich wieder in der Wasserburg Heldrungen mit einem rauschenden Fest, bei dem sich insbesondere die etwa 20 Kinder der Familie richtig austoben konnten bei Sackhüpfen, Wetten Joe und alten Familienspielen.  Unsere drei Kinder, die Schwiegerkinder und die 8 Enkel sind gesund und munter, wir hoffen und wünschen dass sich ihre Wünsche erfüllen werden. Ein neuntes Enkelkind ist in Arbeit, wie wir beim Weihnachtsfest erfuhren.

Offene Baustellen sind für mich weiter die Spiritualität als psychologisches Potential bei der Transformation sowie das Buch über Potentialentfaltung. Es wird nicht langweilig und ich will schauen, dass ich in der verbleibenden Zeit die Prioritäten, z.B. zwischen PRO und  KONTRA Aktivitäten richtig setze. Gerade gestern habe ich meine Petitionen gegen schlimme Entwicklungen mal aufgearbeitet. Da hat mir der Gunter Pauli wirklich einen neuen Denkanstoß gegeben, nach dem es noch mehr als ich bislang realisiert habe auf das Positive, das PRO ankommt.