Das Jahr 2008

 

Zehn Milliarden Tonnen CO2 wurden dieses Jahr emittiert, das Doppelte des Ausstoßes vor 20 Jahren, als ich anfing, mich mit Nachhaltigkeitsfragen zu befassen. 6.4 Milliarden Menschen leben heute, etwa die doppelte Anzahl wie zum Zeitpunkt meiner Geburt.

 

Nicht ganz einfach, da optimistisch zu bleiben.

 

Eine Chance sehe ich in Selbsttranszendenz, im Erkennen des ICHs als Illusion, wie Buddhisten es vielleicht sagen würden. Überwindet man dabei auch noch die Zentrierung auf die eigene Gattung – Mensch als Krone der Schöpfung – dann sind die Zahlen oben nicht mehr bedrohlich, sondern deuten eher eine Befreiung an. Die Evolution ist über mehrere Massenextinktionen (Dinosaurier z.B.) hinweggekommen, sie hat mit Schwung bislang immer wieder eine neue Lebensvielfalt erzeugt, warum sollte es künftig anders sein?

 

Mit diesen befreienden Gedanken im Hinterkopf, die mein Engagement nicht bremsen, sind auch im vergangenen Jahr einige gute Entwicklungen vorangekommen.

 

Im Februar wurde das Pilotprojekt Bioenergiedorf Jühnde erfolgreich abgeschlossen und auf der Abschlußtagung in Göttingen ein großes Folgeförderprogramm der Bundesregierung – 15 Bioenergieregionen – bekanntgegeben. Damit kann die Idee mit den 100 Bioenergiedörfern, für die ich mich seit 2005 in Regierungskreisen stark gemacht hatte, nun in etwas anderer Form Realität werden. Im Sommer gab es ein riesiges Echo auf dieses Programm: 210 Regionen haben Bewerbungen eingereicht, faktisch die Mehrzahl aller denkbaren Regionen ganz Deutschlands. Daraufhin hat die Regierung das Programm von 15 auf 25 zu fördernde Regionen erweitert, oder von 6 auf 10 Millionen Euro – (immerhin nun fast 0.02 Promille des für die Bankenkrise bereitgestellten Kapitals ;-) - was die faktische Wichtung von Nachhaltigkeits- gegenüber anderen Anliegen bissel andeutet.

 

Und das Land Niedersachsen hat ein größeres Aktions-Forschungsprogramm zur Förderung einer nachhaltigen Bioenergieerzeugung bewilligt, an dem ich mitgeschrieben hatte und in dessen Aktionsforschungsteil ich in den  kommenden Jahren mitwirken werde.

 

Im Brandenburger Raum habe ich im Februar meine Tätigkeit aufgenommen. Seit offiziellem Arbeitsbeginn an der UMC Potsdam gebe ich Lehre bei den Psychologie-Studierenden dort. Mehrere Studien, Forschungsskizzen, Regionalentwicklungsprogramme zu Nachhaltiger Entwicklung, meist im Energiebereich, habe ich für Brandenburger Projekte konzipiert und mit Kollegen verfaßt. Im Rahmen der Klimaschutzinitiative der Stadt Potsdam moderiere ich die Arbeitsgruppe „Energie“.

 

Der Ideenwettbewerb zu „Psychologie und Nachhaltigkeit“ an der Uni Innsbruck ist im März abgeschlossen worden, die Ergebnisse finden sich auf meiner Internetseite. Herr Holst, der einen ersten Preis bekam, führt seine Idee in einer Studie mit österreichischen Lehrern derzeit fort.

 

Für den neuen Studiengang „Nachhaltigkeitsmanagement“ haben wir im September mit der aktiven Bekanntmachung begonnen. Auf mehreren Messen und Kongressen sowie Tagungen habe ich mit Vorträgen auf das Programm aufmerksam gemacht. Allerdings hatte ich von April bis September noch eine Gastprofessur in Magdeburg vertreten, war im Herbst mit Lehre an der UMC sowie einer Sommerschule in China und einem Regionalentwicklungskonzept für Ludwigsfelde ziemlich ausgelastet, so daß ich nur mit begrenzter Kraft für den Start des Studiengangs ackern konnte. Im neuen Jahr kommt Unterstützung von weiteren Kollegen hinzu, so daß wir hoffen, dann mit Kofinanzierungen für die Studiengebühren nun bald starten zu können.

 

Auch die Betreuung von Graduierungsarbeiten macht mir weiter Spaß – Lei Hong macht eine Bioenergiepotentialstudie für eine chinesische Provinz als Masterarbeit, Maria Sigutina aus Moskau ist als Bundeskanzlerstipendiatin ein Jahr bei mir an neuen Energiekonzepten für Russland tätig, einige TU Berlin Diplomanden schreiben bei mir ihre Abschlußarbeiten – aber kostet auch Zeit.

 

In den USA habe ich die Wahl von Herrn Obama vor Ort miterleben können, mir an der Hopkins Universität in Baltimore Anregungen von Kollegen zum Nachhaltigkeits-management im Hochschulbereich geholt und mir bei den Amischen (bei Lancester) sowie den Herrnhuter Sachsen (Bethlehem) Nachhaltigkeitsmodelle angeschaut.

 

Danke für Ihre/Eure Zusammenarbeit bei allen diesen Vorhaben. Wenn ich das noch mal so Revue passieren lasse, glaube ich nun doch wieder, daß wir der Massenextinktion noch zuvorkommen können.

 

Ich freu mich aufs neue Jahr – und stoße mit Euch und Ihnen (virtuell) auf ein gutes 2009 an

 

Silvesterabend 2008

 

Peter Schmuck