Grüsse zum Jahreswechsel, 31. Dezember 2007

Das Jahr 2007 hat erneut ermutigt, dass einige unserer Ideen in den Nachhaltigkeitsteams in Göttingen, Berlin und Potsdam tragfähig zu sein scheinen:

Das Bioenergiedorf Jühnde ist weiterhin ein Leuchtturm-Projekt. Es waren nicht nur tausende Besucher im vergangenen Jahr in Jühnde - aus Deutschland wie auch aus anderen Kontinenten -  sondern viele Anfragen nach einem Weitertragen der Idee trafen aus verschiedensten Ecken Deutschlands und vielen Regionen der Welt ein.  Einigen davon konnte ich nachkommen, z.B. habe ich Planungswerkstätten in Mecklenburg, Brandenburg und Bayern moderiert sowie Vorträge gehalten über Nachhaltigkeit und Bioenergie an der Universität X Paris, auf einem internationalen Klimakongress in Hong Kong, auf einer Renewables-Messe in Budapest, auf dem Weltkongress „Unity of Man“ in Indien oder einer internationalen Studentenkonferenz in Ilmenau.

Im Landkreis Göttingen sind die von uns begleiteten Vorbereitungsarbeiten sowie die technischen Machbarkeitsstudien für weitere Bioenergiedörfer abgeschlossen worden. Trotz einiger widriger Umstände, wie dem rasant gestiegenen Weltmarktpreis für Weizen, der die laufenden Kosten für Bioenergie in die Höhe treibt, werden nach meiner Einschätzung einige der Dörfer dem Beispiel Jühndes folgen.

Im Sommer waren Dr. Gunturo  Tio und Suwarto Adi aus Indonesien zu Besuch in Deutschland, mit denen wir 2006 auf Java zusammengearbeitet hatten. Die indonesische Regierung hat inzwischen beschlossen, 1000 Dörfer des Inselreiches mit Bioenergie zu versorgen. So haben wir gemeinsam über verschiedene Pfade einer nachhaltigen Weise einer solchen Versorgung nachgedacht. Man kann ja auch mit der Bioenergie mehr Schaden als Nutzen anrichten, wenn man den globalen Nachhaltigkeitskontext aus dem Auge verliert und z.B. dafür letzte Urwälder rodet…

Die weitere Entwicklung in Ländern wie China könnte den Ausschlag geben, ob die Fossil-Gigantomanie (es werden z.Zt. dort zahllose Kohlekraftwerke gebaut) oder aber umweltfreundliche Alternativen global die Oberhand gewinnen werden. Deshalb bin ich glücklich, dass unserem UMC Team Unterstützung für eine Sommerschule in China bewilligt wurde. Wir werden dort den geplanten Studiengang „Nachhaltigkeitsmanagement“ vorstellen.

Dieser ist im vergangenen Jahr noch nicht in die Gänge gekommen, weil noch Studien- und Prüfungsordnungen zu erstellen waren, Rahmenordnungen für die UMC sowie Fachordnungen für jeden Studiengang, was zeitaufwändiger war als geplant. Jetzt sind aber alle Formalia beisammen und im Januar 2008 sollen alle Unterlagen dem Brandenburger Ministerium für Bildung zur Prüfung zugesandt werden. So werden wir, wenn die Sterne gut stehen, im Herbst  2008 mit dem Studiengang starten können.

Im Sommer bin ich in das neue Büro in der Villa Arnim in Potsdam gezogen, wo ich mich ab Februar 2008 dann mit ganzer Kraft dem Aufbau des Nachhaltigkeitsinstituts widmen kann.

Misserfolge gab es auch: Ein Antrag an das BMU zur Initiierung einer emissionsfreien Kommune in Deutschland wurde abgelehnt, weil angeblich ein ähnliches Projekt gerade gestartet sei… Naja, ist kein wirklicher Misserfolg, wenn das andere Projekt gut läuft.

Das Landkreisprojekt im Göttinger Raum lief nicht optimal, weil es Interessenkonflikte zwischen verschiedenen Beteiligten gab, die wir nicht immer ausräumen konnten. Das trug vermutlich dazu bei, dass die Zahl der Anschlusswilligen in den Dörfern hinter den Erwartungen zurückblieb.

Die 100 Dörfer Initiative ist nicht weiter gekommen. Ich bin wohl nicht hartnäckig genug an dem Termin mit H. Scheer drangeblieben, der wohl mit  vielen ähnlichen Plänen befasst ist und schwer Zeit für unser Treffen fand. Auch das Treffen zwischen der Initiative „Bioenergiedörfer im Landkreis Göttingen“, die ich begleite, und dem Umweltminister wurde mehrfach  von Herrn Gabriel verschoben. Wir bleiben dran…

Im Landkreis Oberhavel ist ein Antrag von Bündnis90/Grünen Abgeordneten auf Förderung von Bioenergiedörfern vorerst abgelehnt worden. Doch werde ich mich stark machen, dass das vielleicht im 2. Anlauf besser klappt.

Viel Freude macht nach wie vor die Arbeit mit Studierenden: An der UMC habe ich die erste Bachelor-Arbeit von Rayya Doudedari über die Nachhaltigkeitsthematik in Grossunternehmen betreut. An der TU Berlin arbeiten mehrere Diplomandinnen und Diplomanden an meist Nachhaltigkeits-relevanten Themen – Herr Moshiri und Herr Zimmermann analysieren die Akzeptanz von Bioenergie im ländlichen Raum; Antje Rehatschek interessiert sich für die Motivation von InitiatorInnen kommunaler Bioenergieprojekte und interviewt Menschen in Hüfingen, Schönhausen/Elbe, Lieberhausen, Pulheim, Effelter, Freiamt, Sattenhausen, Erbsen; Stephan Seidel untersucht den Umgang von Menschen mit der fernen Zukunft, Jacqueline Bein führt Interviews zur Motivation deutscher Erd-Charta AktivistInnen (die sich in Albert Schweitzers Sinn für gleiche Rechte auf würdiges Leben aller Lebewesen einsetzen); Tibor Bloch untersucht Todesvorstellungen von Menschen in Mexiko; Anngret Weber forscht zu Selbstwirksamkeitserwartungen bei Kindern mit schwerer Körperbehinderung. Malte Klar hat an der Uni Göttingen die erste englischsprachige Diplomarbeit verfasst, die bei einem Aufenthalt bei meinem Freund Tim Kasser in Illinois entstanden ist und sich mit dem Wohlbefinden von ehrenamtlich politisch aktiven Menschen befasst.

An der Uni Innsbruck, wo ich eine Gastvorlesung zur Positiven Psychologie Nachhaltiger Entwicklung hielt, habe ich einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben: Gefragt sind Ideen, wie man in konkreten Projekten die Anliegen der Positiven Psychologie mit denen der Nachhaltigen Entwicklung zusammenbringen kann. Die Ideensammlung werde ich im Frühjahr auf meiner Webseite www.peterschmuck.de vorstellen. Meine Webseite ist durch Unterstützung meiner Söhne jetzt in einer hoffentlich passablen Form. Sollten Fehler auffallen, bin ich für Rückmeldungen dankbar.

Als Ausblick noch zwei Hoffnungen fürs kommende Jahr: Mit Martin Almada aus Paraguay, den ich in Indien kennenlernen konnte und der sich in seiner Heimat für Menschenrechte und Erneuerbare Energien einsetzt, will ich die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit prüfen (er hat in Südamerika z.B. emissionsfreie Siedlungen initiiert). Mit Maria und Micha, zwei jungen Leuten aus Russland, die eine Initiative Bioenergie in Russland gegründet haben, können wir, wenn das für sie beantragte Stipendium bewilligt wird, im kommenden Jahr Strategien für Erneuerbare Energien in Russland aushecken. Sicher keine leichte Aufgabe in der Höhle des Löwen, aber um so aufregender.

Summa summarum – die Aufgaben, die wir uns stellen können werden nicht kleiner. Aber mit Euch als Freunde und aus dem Kreis der Familie, mit Ihnen als Kolleginnen und Kollegen gemeinsam sind diese Dinge für mich die größte und schönste Herausforderung, die mir meine Phantasie ermöglicht. Vielen Dank an Euch, an Sie für die Zusammenarbeit.

Im Anhang noch ein Indisches Märchen: Den Regentropfen in seiner Metamorphose, der mich zu der Geschichte angeregt hat, habe ich im Dezember wirklich dort gesehen! Euch und uns allen ein tolles 2008!!!!